Martin Steinert ist ein Künstler, der Holzlatten zusammenschraubt. Wenn alle Latten zusammengeschraubt sind, ergeben sie ein Objekt, eine Skulptur, eine Figur. Diese hat er sich zuerst ausgedacht und dann als handgroßes Modell gebaut. Das kann mal eine Kugel, mal ein ‚Boot, eine Brücke, ein Dach oder auch eine Treppe in den Himmel sein. Diese Figuren aus Schrauben und Holzlatten können oft viele Meter breit, lang und hoch werden. Oft mehrfach höher als Menschen und länger als Busse. Steinert baut seine Latten-Objekte an ganz verschiedenen Orten zusammen. Das sind oft besondere Plätze. An einem See, auf der Insel eines Kreisverkehrs, in einem zentralen Park, bei einem Kohlebergwerk, über einem Wassergarten, am Wohnhaus eines Dichters, neben einem Fluss oder in einer Kirche. Manchmal hängt er seine Figuren zwischen Bäumen oder Wänden auf und nennt sie dann Wooden Cloud, also Holz-Wolke.
In Augsburg hat sich Steinert für sein Kunstwerk aus Holz den Platz hinter dem Rathaus ausgesucht. Der heißt nach dem berühmten Augsburger Baumeister Elias Holl. Drei Wochen lang baut Steinert im Sommer an seinem Objekt in Augsburg, bis es fertig ist. Die Skulptur mit 1800 Latten ist rund 15 Meter lang, 5 Meter hoch und 4 Meter breit. Dazu benötigt er ungefähr 5000 Schrauben aus Stahl. Er dreht sie mit einem Akkuschrauber immer durch zwei oder drei Latten, damit sie zusammenhalten. Jede Latte aus Fichtenholz ist 1 Meter lang.
Das zusammengeschraubte Objekt heißt „A Shell Of a Nut“, also Schale einer Nuss. Die staunenden Besucherinnen und Besucher können überall hindurchsehen. Normalerweise dürfen Kunstwerke nicht berührt werden. Das ist bei Steinerts Holz-Objekten völlig anders. Er wünscht sich, dass sein Kunstwerk berührt wird und auch beschriftet. Viele Menschen in Augsburg haben schon ihre Wünsche und Hoffnungen auf eine der Holzlatten mit einem schwarzen Filzstift geschrieben, den der Künstler gerne dafür ausleiht. So können wir schöne Sätze lesen: „Glück und Gesundheit fürs Murmeltier“, „Endlich Kinderrechte ins Grundgesetz“, „Guten Abend, gute Nacht für ALLE“ oder „Make Love Not War“. Das passt natürlich zur Friedensstadt Augsburg bestens.
Dieses Kunst-Geschehen zwischen Rathaus und Kloster wird durch die Augsburger „maxgalerie“ von Urban Reichert veranstaltet . Es wird von der Arno Buchegger Stiftung und den Holzbaubetrieben Scheiffele Schmiederer und Gumpp & Maier finanziert.
Beitrag von Arno Loeb, Fotos vom Lima 423